Ehemaliger Fliegerhorst und Militärflughafen Polenz

Außenaufnahme alter Flugzeughangar

Der Flugplatz Brandis-Waldpolenz war ein deutscher Fliegerhorst im ehemaligen Muldentalkreis in Sachsen. Der Flugplatz hatte einen eigenen Gleisanschluss an der Bahnstrecke Beucha–Trebsen.

Geschichte

Der Flugplatz wurde für die Blindflugschule 1 1934/1935 mit einer 1800 Meter langen und 80 Meter breiten Start- und Landebahn (SLB) erbaut. Der Flugplatz wurde unter anderem als Erprobungsplatz der Junkers AG in Dessau genutzt, so wurde hier unter anderem das Experimentalflugzeug Sack AS-6 getestet. Eine zweite SLB sowie eine Endmontagehalle für den Raketenjäger Me 163 konnte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht fertiggestellt werden. Von November 1943 bis Anfang April 1944 rüstete hier die II./Kampfgeschwader 1 auf die Heinkel He 177 um. In den Jahren 1944/45 wurde der Platz mehrfach durch die United States Army Air Forces (USAAF) bombardiert sowie durch ein deutsches Sprengkommando beschädigt.

Nutzung durch Russische Streitkräfte

Am 17. April 1945 besetzte die USAAF das Gelände, am 2. Juli 1945 dann die Rote Armee. In den beiden darauffolgenden Jahren wurden die beschädigten Flugplatzgebäude wiederaufgebaut oder abgerissen. 1954 wurden die ersten MiG-15-Strahljäger stationiert, später lagen in Brandis hauptsächlich Schlachtflieger- und Hubschraubereinheiten. Von 1955 bis 1961 wurde Brandis hauptsächlich als Reserveplatz genutzt. Etwa ab 1960 erfolgte der kontinuierliche Ausbau der Infrastruktur, die SLB wurde verlängert, eine Vorstartlinie sowie neue Rollwege angelegt. Seit Anfang der 1960er-Jahre war hier das 239. selbständige Garde-Hubschrauberregiment mit Mi-4, Mi-6, Mi-8 und Mi-10 stationiert. In den 1970er Jahren kamen eine Wartungshalle für die ab 1969 stationierten Hubschrauber Mi-2 einer selbständigen Hubschrauberabteilung und weitere Wohngebäude für die stationierten Militärangehörigen hinzu. Ein Wechsel der Stationierung folgte 1977, die Transporthubschrauber verließen den Standort Richtung Oranienburg. Stattdessen folgte das 225. selbständige Kampfhubschrauberregiment mit Mi-8 und Mi-24, das 1985 weiter nach Allstedt verlegte. 1985/86 wurde aufgrund der Neustationierung des 357. selbständigen Schlachtfliegerregiments die Vorstartlinie erneuert und offene Splitterschutzbauten für die Flugzeuge angelegt. 1989 wurde das 485. selbständige Hubschrauberregiment auf dem Flugplatz neu formiert; es setzte sich aus vier anderen auf mehreren Flugplätzen stationierten Kampfhubschrauberstaffeln zusammen. Aufgrund Platzmangels verließ daher die wenige Jahre zuvor hier stationierte 269. Drohnenstaffel den Flugplatz Richtung Dresden-Hellerau.

Ende der militärischen Nutzung

Die letzten Flüge sowjetischer Einheiten erfolgten im April 1992 durch Su-25-Flugzeuge des 357. selbständigen Schlachtfliegerregiments und am 29. Mai gleichen Jahres durch Mi-8 und Mil Mi-24 des 485. selbständigen Hubschrauberregiments. Im August fanden die letzten Materialtransporte durch An-12 und Il-76 statt. Anschließend wurde das Gelände an die deutschen Behörden übergeben.

Im Jahr 1994 wurde das Gelände an einen Privatmann zur Nutzung verpachtet. Bis 2005 war der Flugplatz für Sichtflug (VFR) geöffnet. Unter anderem gab es hier eine Flugschule und der Leipziger Anbieter für Luft-Taxi-Dienste und Rundflüge mit Hubschraubern, LipsAir, hatte hier seine Basis. Seit dem 30. Oktober 2005 ist der Platz geschlossen.

Gegenwart

In den Jahren 2007 bis 2008 sowie 2011 errichtete ein Unternehmen aus Wörrstadt auf dem ehemaligen Flugplatzgelände den Solarpark Waldpolenz. 2012 wurde mit der Planung und Realisierung einer Biogasanlage begonnen. Die Anlage wurde im September 2013 in Betrieb genommen.

Quelle bis hierher: https://de.wikipedia.org/wiki/Flugplatz_Brandis-Waldpolenz

Zustand des Geländes 2019:

Von der einstigen Nutzung des Geländes ist, abgesehen von den Gebäudeskeletten, nichts mehr zu erkennen. Weder technische Anlagen, noch Gerätschaften, geschweige denn Reste von Flugzeugen oder Kraftfahrzeugen sind auf dem Gelände zu finden. Die Russen haben sauber abgebaut und aufgeräumt. Einzig an den Wänden existieren sehr vereinzelt kyrillische Aufschriften und alte Zeitungen, die unter Tapeten verklebt waren.

Fliegerhorst Polenz Brandis: Stahltreppe im Flugzeughangar
Stahltreppe im Flugzeughangar

Weite Teile der Lagerhallen wurden offensichtlich nach dem Abzug der Armee umgenutzt und modernisiert. Es sind Wände eingezogen worden und moderne Doppelglasfenster verbaut. Ja, sogar ISDN Steckdosen haben wir entdeckt, die auf Büros schließen lassen.

In einem ehemaligen Hangar fanden wir dutzende alte Grabsteine und sogar einen Ernst Thälmann Gedenkstein. Hier hat vielleicht einmal ein Steinmetz seinen Betrieb gehabt.

Fliegerhorst Polenz Brandis: Gedenkstein an Ernst Thälmann
Gedenkstein an Ernst Thälmann

Mit etwas Fantasie kann man sich aber gut vorstellen, wie geschäftig das Treiben auf dem Gelände einst gewesen sein muß. Die zahlreichen Unterkünfte geben einen Hinweis darauf, dass hier tausende Arbeiter den Betrieb am Laufen hielten. Von einfachen Baracken, über gemauerte drei Stockwerke hohe Gebäude, bis hin zu modernen Massenunterkünften in Neubaublockweise ist alles zu finden. Letztere sind geradezu luxeriös ausgestattet, mit zwei Balkonen pro Wohneinheit.

Fliegerhorst Polenz: die Mannschaftsunterkünfte
Die Mannschaftsunterkünfte

Aber auch diese Wohnquartiere sind komplett entkernt. Es fehlt jegliche Einrichtung, alle Fenster und selbst die Treppengeländer. Außer Resten von Tapeten ist hier nichts zu finden.

Vielleicht am authentischsten ist der unter Denkmalschutz stehende ehemalige Tower. In dessen Keller gibt es eine Waffenkammer, von der natürlich nur die Halterungen der Gewehre erhalten geblieben sind.

Fliegerhorst Polenz Brandis: Denkmalgeschützter Flugzeugtower von Außen
Denkmalgeschützter Flugzeugtower von Außen

An den Wänden des Treppenhauses sind typische Malerein zu finden. Sie zeigen Soldaten, die mit der Waffe im Anschlag, schwungvoll aus einem Hubschrauber stürmen.

Fliegerhorst Polenz: Reste alter Wandmalerei
Reste sozialistischer Wandmalerei

Von der Start- und Landebahn ist heute nichts mehr zu sehen. Ein privater Investor hat hier einen Solarpark errichtet, der bis an den ehemaligen Flugverkehrskontrollturm heran reicht.
Selbst vom oberen Stockwerk des Tower lässt sich die gigantische Anlage nicht vollständig überblicken.

Fliegerhorst Polenz Brandis: Blick aus dem denkmalgeschütztem Tower
Blick von der Flugleitkontrollstelle über das Sonnenenergiefeld

Alle Fotos Copyright 2019: Roooaar Fotografie aus Leipzig.
Aufgenommen mit Canon EOS R + Canon RF 35mm f/1.8 und Fuji X-M1 + Samyang 8mm f/2.8

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6 Replies to “Ehemaliger Fliegerhorst und Militärflughafen Polenz”

  1. Stephan

    Hallo,

    erstmal toller Beitrag und tolle Bilder.
    Kommt man denn irgendwie mit einem Auto in die Halle?
    Wenn nicht kennen Sie eine alte Lagerhalle wo man tolle Bilder mit einem Auto machen kann?

    Vielen Dank im Voraus.

    • fotografie

      Es ist schon eine Weile her, das wir uns dort umgesehen haben. Ich erinnere mich, dass die Hallen aber damals alle mit Plattenwegen untereineinander verbunden sind und auch Tore offen stehen.

  2. Rolf Metzner

    Ich bin 1946 in Taucha bei Lepzig gebohren, ab der 4 Klasse war Pflichtfach „russich“, es wurde angeboten mit einfachen Soldaten des Flugplatzes Verbindung aufzunehmen. Nach ersten beschnuppern wurde teilweise echte Freundschaft, solange kein Offizier in der Nähe war.
    Das war ca. 1958-1960, dann verliesen meine Eltern und ich diese gelobte DDR. Noch etwas zum Flugplatz, es lagen zu dieser Zeit, in kaputten Bunkern noch Reste von deutschen Flugzeugen. Wir Kinder hielten uns innerhalb des Flugplatzes auf, hauptsächlich von Funkwagen in einer Ecke des Flugplatzen. Zu dieser Zeit starteten hauptsächlich MIG-15.

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